Taxi nach Paris by Ruth Gogoll

Taxi nach Paris by Ruth Gogoll

Autor:Ruth Gogoll [Gogoll, Ruth]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783956090479
Herausgeber: édition el!es
veröffentlicht: 2014-10-03T04:00:00+00:00


Ich musste eine halbe Stunde in der Gegend herumfahren, bis ich einen Parkplatz gefunden hatte, und der war noch nicht einmal besonders nah. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn je wiederfinden würde. In meinem übermüdeten Zustand flimmerten die Straßenschilder vor meinen Augen. Ich stellte den Wagen aufseufzend ab und fand nach einigem Suchen tatsächlich das Haus wieder.

Zuerst sah ich nach, ob sie noch schlief. Das tat sie, zu Tode erschöpft und dennoch unruhig. Daran konnte ich im Moment nichts ändern. Ich war zu müde, um die Wohnung genauer in Augenschein zu nehmen. Ich hatte nur den Eindruck, dass sie sehr groß war.

Im dem Zimmer neben ihrem Schlafzimmer sah ich eine Chaiselongue, die für mich zum Schlafen ausreichen würde. Außerdem konnte ich sie hören, wenn ich die Tür offenließ. Trotz der Größe ihres Bettes wollte ich nicht neben ihr schlafen. Ich hatte Angst, sie im Schlaf zu berühren und ihr Schmerzen zu verursachen.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und musste mich erst einmal zurechtfinden. In meinem morgendlichen Dämmerzustand ging ich die Möglichkeiten eine nach der anderen durch. Meine Wohnung war es nicht, ihre auch nicht. Dann hörte ich ein leises Stöhnen aus dem Nebenraum. Paris! Endlich war ich wach.

Ich stand auf und sah nach ihr. Sie drehte sich unruhig hin und her, aber sie schlief. Ich glaubte nicht, dass es eine Verbesserung sein würde, sie zu wecken. Ich setzte mich vorsichtig auf das Bett und betrachtete sie. Mir schien, dass ihr Gesicht noch bläulicher verfärbt war als gestern. Es sah grauenhaft aus, besonders wenn man es mit ihrer sonstigen Schönheit verglich. Aber ich verließ mich auf das, was die Ärztin gesagt hatte. Und alle äußeren Verletzungen würden wieder heilen. Was mit den inneren Verletzungen war, den nicht-körperlichen, das konnte ich nicht beurteilen.

Ich sah, dass sie wahrscheinlich noch eine Weile weiterschlafen würde. Etwas Besseres konnte sie ja auch nicht tun. Ich erhob mich vom Bett und sah mich um. Ihrem Schlafzimmer war direkt ein Badezimmer angegliedert. Ich ging hinein. Hier hatte sie eine Badewanne, und was für eine! Ein riesiges freistehendes Exemplar mit Löwenfüßen. Das ganze Bad war eine einzige Orgie des Luxus. Das hieß, nein, Orgie war eigentlich zuviel gesagt. Es war einfach alles da, was man brauchte, um sich wohlzufühlen, und das in erstklassiger Ausführung. Ich konnte mir vorstellen, wie sehr sie ihre Aufenthalte hier genoss.

Ich verließ das Badezimmer wieder und warf noch einen Blick auf das Bett. Sie schlief immer noch ein wenig unruhig, atmete aber gleichmäßig. Ich betrat den Flur vor dem Zimmer. Nach links ging es wohl in die Wirtschaftsräume, nach rechts sah ich eine Tür in ein Zimmer und ein paar antike Möbel. Louis Quinze wahrscheinlich. Ich wählte den Weg nach links. Dort vermutete ich die Küche, und das, was ich jetzt am nötigsten brauchte, war Kaffee.

Ich hatte recht. Die Küche war am Ende des Ganges. Es war eine Küche, wie man sie in einer solchen Umgebung erwarten konnte. Groß, alt und perfekt ausgestattet. Ich fragte mich, wofür sie das brauchte, wenn sie doch nie kochte.



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